Forschung

Die sprachwissenschaftliche Untersuchung von Gesprächen bildet eine wichtige Grundlage für meine Seminare. Dazu beforsche ich mit den Methoden der Gesprächsanalyse anhand unterschiedlicher Fragestellungen authentische oder simulierte Gespräche. Die Ergebnisse werden in Vorträgen und Veröffentlichungen zur Diskussion gestellt und erlauben im Seminar zugleich praxisnahes, situationsübergreifendes und wissenschaftlich fundiertes Vorgehen.

Zur Zeit arbeite ich zu folgenden Themen:

Gedolmetschte Arzt-Patienten-Gespräche
In Krankenhäusern übernehmen häufig Angehörige oder zweisprachige Krankenhausmitarbeitende das Dolmetschen. Auf der Basis des Datenkorpus „Dolmetschen im Krankenhaus“, das Transkripte authentischer gedolmetschter und einsprachiger Arzt-Patienten-Gespräche enthält, habe ich innerhalb eines Forschungsteams des Sonderforschungsbereichs Mehrsprachigkeit der Universität Hamburg zu verschiedenen Aspekten des Dolmetschens im Krankenhaus gearbeitet, die ich auch auf Basis neuerer Datenkorpora, weiter verfolge. Wo für nicht professionelle Sprachmittler/innen, aber auch für professionelle Dolmetschende Schwierigkeiten beim Arzt-Patienten-Gespräch lauern, lässt sich in der Gesprächsanalyse gut herausarbeiten. Neben der Seite der Dolmetschenden ist die der gesprächsführenden Ärzte und Ärztinnen, die via Sprachmittlung mit den Patienten und Patientinnen in Kontakt treten, gleichermaßen bedeutsam. Welche besonderen Herausforderungen ärztlicherseits durch eine Verdolmetschung entstehen, darüber gibt die Analyse des aufgezeichneten und transkribierten Gesprächs ebenfalls Aufschluss. Die Analyseergebnisse helfen, sowohl den Behandelnden, als auch den Sprachmittelnden Handlungsstrategien für ein erfolgreiches gedolmetschtes Gespräch an die Hand zu geben.

Ärztliche Kommunikation mit Patient:innen im Kontext rechtlicher Betreuung
In der Gesundheitsversorgung sind Entscheidungen und Zustimmungen an der Tagesordnung. Die entsprechenden Abläufe jedoch sind auf rechtlich betreute Menschen häufig nur unzureichend eingestellt. Manchmal fehlt es an Wissen darüber, was betreute Menschen selbst können und dürfen und Betreuer:innen werden hinzugezogen, auch wenn das gar nicht immer sein muss. Je nach Situation ist die Co-Präsenz der rechtlichen Betreuer:innen in der Gesundheitsversorgung aber auch notwendig, es ergeben sich triadische Gespräche. Ausschluss der eigentlich Betroffenen ist vorprogrammiert – wie u.a. gesprächslinguistische Untersuchungen zu Kommunikation in der Medizin zeigen. Dazu kommt es oft wider besseren Vorhabens. Mit dem kommunikativen Ausschluss von Betreuten sind die Voraussetzungen für eine unterstützte Entscheidungsfindung, die in der rechtlichen Betreuung zentral ist, nicht gegeben. Wie in der Arzt-Patient-Betreuer-Interaktion Ärzt:innen den Konstellationsdynamiken mit ihren Ausschlussmechanismen und sprachlich-kommunikativen Fallen entgegenwirken und wie sie im Sinne guten unterstützten Entscheidens wirken können, ist einer meiner aktuellen Forschungsschwerpunkte.

Patientenaufklärung
Die Patientenaufklärung ist im beruflichen Schaffen von Ärzten und Ärztinnen ein häufiges Routinegespräch. Für Patienten und Patientinnen ist es oft ein Schlüsselgespräch, durch das eine Diagnose Wortgestalt erhält, Einsicht in geplante Therapien oder Untersuchungen sowie deren Vorteile und Risiken gewonnen werden soll und aufgrund guter Informiertheit eine entsprechende Entscheidung getroffen werden muss. Das Patientenrechtegesetz verlangt in dem Zusammenhang von den Behandelnden, dass die Aufklärung für den Patienten verständlich sein muss (BGB § 630e). Das verständliche Vermitteln umfangreicher Informationen bei gleichzeitigem Einbezug des patientenseitigen Hintergrunds in einem oft engen Zeitrahmen verlangt Ärzten und Ärztinnen aber kommunikativ einiges ab. Wie eine Patientenaufklärung dennoch gut verlaufen kann, ist ebenfalls Gegenstand meiner Forschung.

Erklären und Verstehen
In der Arzt-Patienten-Kommunikation sind Situationen, in denen etwas erklärt werden muss, häufig. Erklären und Verstehen sowie die dazugehörige Interaktion sind daher ebenfalls einer meiner Forschungsschwerpunkte: Zu welchen Strategien greifen Mediziner/innen, wenn sie erklären? Wie loten Mediziner/innen z.B. Vorwissen ihres Patienten/ihrer Patientin aus und wie stellen sie sich auf den jeweiligen Patiententypus ein? Wie werden sprachliche Veranschaulichungsverfahren, z.B. Metaphern und Vergleiche, beim Erklären eingesetzt und wann funktionieren sie, wann nicht? Wie werden Abbildungen integriert? Wie wirkt sich das Experten-Laien-Verhältnis in Arzt-Patienten-Gesprächen aus? Wie äußern Patient/innen ihr Verstehen, wie ihr Nichtverstehen? Und wann ist eine Erklärung eigentlich „fertig“?

Simulierte Gespräche in der Aus- und Weiterbildung
Die Bedeutung der Hörerrolle für die sprachliche Interaktion ist groß, zumeist stehen dennoch die Sprecher/innen im Fokus. Wie sieht es aber aus, wenn im Medizinstudium zu Lehrzwecken Schauspieler/innen in die Patienten- und in die Hörerrolle schlüpfen? Wie simulieren sie ihr Verstehen bzw. Nichtverstehen? Wie gehen sie mit ihrem immer größer werdenden institutionellen und fachlichen Wissen um und wie verändert sich ihr Vorgehen im Laufe ihres Einsatzzeitraums? Welche Auswirkungen hat das auf die Medizinstudierenden, die auf diese Schauspielpatient/innen treffen? Diesen Fragen bin ich in meiner Dissertation mit dem Titel „Simulationspatienten in der medizinischen Ausbildung – Gesprächsanalytische Untersuchung der Schauspielerleistung am Beispiel von Verstehensäußerungen“ nachgegangen.

Datenschutz